Überraschung - ein Spenderorgan steht bereit

 

Am 2.11.2014 um 1.30 Uhr erhielt ich die freudige Nachricht, dass nach fast 11-jähriger Wartezeit ein Spenderorgan für mich bereit steht. Mit überaus großer Dankbarkeit und Freude habe ich dieses Angebot angenommen und mich auf den Weg in das Klinikum Stuttgart gemacht. Die Erfahrungen, Ängste und Gedanken auf diesem Weg und in die weitere Zukunft sollen diesen Blog ab sofort füllen.

 


24. März 2015, 10:20

der Alltag holt mich langsam ein

unglaublich, schon wieder fast 5 Monate seit der Transplantation vergangen.​.​.

eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse:

Nach der Entlassung aus der Klinik am 18.​11.​2014 erfolgte unmittelbar im Anschluss eine 3-wöchige Reha-Behandlung in der MediClin Durbach in der Ortenau. Das Haus liegt wenige Kilometer von Offenburg entfernt inmitten von Weinbergen.
Hier sollen die noch fehlenden Kräfte und das allgemeine Wohlbefinden wieder hergestellt werden.
Die Angebote sind sehr vielfältig. Von Vorträgen zur Ernährung nach Transplantation über medizinische Themen wie Diabetes und Rückenschule bis zu sportlichen Angeboten ist alles vorhanden. Das Klima ist sehr angenehm und man fühlt sich fast wie im Urlaub. Die hervorragende Küche tut ein übriges dazu.

Auch diese drei Wochen gehen unheimlich schnell vorbei. Wieder zuhause noch einmal eine ambulante OP zum entfernen der noch im Bauchraum verbliebenen Stützschiene. Auch dieser kleine Eingriff verläuft problemlos und die neue Niere arbeitet weiter problemlos. Nach dem Abbau von Resturlaub geht es bereits am 7. Januar 2015 wieder zurück an den verwaisten Arbeitsplatz.
Anfangs noch etwas ungewohnt bin ich schnell wieder im Alltag angekommen.

Die notwendigen Aufschriebe über die Vitalwerte wie Temperatur, Blutdruck, Trinkmenge, Sammelurin usw. laufen nebenher. Jetzt, kurz nach der OP erfolgen die notwendigen Nachsorgetermine noch in relativ kurzen Abständen. Wechselweise besuche ich die Nephrologische Ambulanz in der Klinik und bei den betreuenden Nephrologen von der Gemeinschaftspraxis.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


19. November 2014, 17:08

Es geht weiter...

Die erste Nacht auf Intensiv ist vorbei. Alltagsbetrieb auf der Station. Immer noch bin ich mit einer Vielzahl von Schläuchen ausgestattet. Parallel finden Ultraschalluntersuchungen der neuen Niere statt. So weit alles ok. Das Organ arbeit zuverlässig. Keine Auffälligkeiten. Die Blutversorgung ist gut. Alles bestens. Weiter routinemäßige und professionelle Betreuung durch das Pflegepersonal. Jetzt kommt noch ein etwas schwierigeres Kapitel. Der durch die Narkose stillgelegte Darm muss seine Arbeit wieder aufnehmen. Auf die entsprechenden ausgedehnten Bauchkrämpfe warte ich schon. Bald ist es so weit, die ersten Krämpfe melden sich. Das Pflegepersonal verabreicht mir Buscopan. Tatsächlich erfolgt gegenüber meinen früheren Erfahrungen eine wesentliche Verbesserung. Die Schmerzen werden deutlich besser. So komme ich gut über diese von mir ungeliebte Phase der Genesung.

Und schon kann die Verlegung auf die Normalstation erfolgen. Zunächst in einem Doppelzimmer als alleiniger Patient. Später kommt ein Mann zu mir aufs Zimmer, der seiner Frau eine Niere gespendet hat. Von Patient zu Patient wird "fachgesimpelt".

Erneute Verlegung in ein anders Zimmer, damit die transplantierte Ehefrau bei Ihrem Partner einquartiert werden kann. Die Beweglichkeit kommt Schritt für Schritt zurück. Die zahllosen Anschlüsse an meinem Körper werden nach und nach entfernt. Kaum noch Bewegungseinschränkungen. Endlich wieder "frei". Ein einzelner Blasenkatheter am Oberbauch der für das erforderliche Blasentraining benötigt wird, ist noch vorhanden.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


15. November 2014, 16:34

Das Abenteuer beginnt...

Mitten in der Nacht eine kleine Tasche gepackt. Mit dem Taxi auf kürzestem Weg zum Klinikum. Anmeldung auf der Intensivstation. Freundliche Atmosphäre trotz gespenstischer Ruhe mitten in der Nacht. Platz nehmen und warten, bis ein Bett für mich bereit ist. Nach kurzer Zeit steht das Bett für die Nacht bereit. Noch kurz eine erste Röntgenaufnahme vornehmen lassen. Mutterseelenallein durch die Gänge bewegt. In der Wartezone als einziger nächtlicher Patient Platz genommen. Keine Spur von hektischem Krankenhausbetrieb. Ein einzelner Arzt ? verirrt sich hierhin und hastet weiter. Ich werde freundlich zur Röntgenaufnahme gebeten.
Jetzt wieder zurück zur Intensivstation. Erstmal Ruhe bis zum frühen Morgen.

Jetzt am Morgen, ich liege bereits in einem der Überwachungszimmer kommt Bewegung in das Haus.​.​.
Zunächst Überblick verschaffen. Überall technische Geräte und Apparaturen. Überwachungsmonitore, immer wieder unterschiedliche Geräusche und Signaltöne zur Information für das Personal. Ich bin bereits für die Erfassung im EDV System mit Sensoren für das EKG sowie die Messung der Sauerstoffkonzentration im Blut mit einem Fingersensor ausgestattet. Auch die Messung des Blutdrucks erfolgt schon jetzt.
Nach Auskunft des Personals werde ich heute zunächst noch eine letzte Dialysebehandlung über mich ergehen lassen müssen - dürfen ?
Im Bett werde ich in die Dialysestation gefahren über 4 Stockwerke hinweg in das Erdgeschoss. Hier das mir bekannte Prozedere. Von 8.​00 Uhr bis 12.​00 Uhr Zeit zum Nachdenken über das was ist und was noch kommt.

Die Gedanken kommen und gehen. Schnell ist die letzte Dialysesitzung vorbei und ich warte auf dem Flur auf den Rücktransport zur Station. Der schon bereitstehende Mitarbeiter für den Transport wird noch einmal weggeschickt. Eine der Einstichstellen für die Dialysenadeln will sich nicht recht verschließen. Nach einer Stunde auf dem Flur ein neuer Transportversuch. Jetzt klappt alles. Wieder auf Station. Warten auf die OP.
Kurz vor 16.​00 Uhr. Freundliche Mitarbeiterinnen bringen mich zum OP.
Ich stehe mit meinem Bett im Vorraum zum OP. So weit war ich bei einer meiner zahlreichen Operationen auch schon mal denke ich laut, dann ging es zuerst mal wieder zurück auf Station, wegen einem dringen Notfall, der vorgezogen werden musste.​.​.
Heute alles gut. Ich werde auf den OP-Tisch umgebettet. Keine neuen Erkenntnisse. Ich bin ruhig, keine Aufregung, mein Puls ist gleichmäßig. Angst ? Nein. Ich bin mir sicher, dass hier alle Ihr Bestes geben werden. Das Prozedere der Narkose wird für mich zum wiederholten Male erklärt. Nach Einspritzen eines Schmerzmittels am Zugang am rechten Arm und Zugabe von Narkosegas uber die Atemmaske verschwinde ich in das Reich der Träume.​.​.

_Stimmen aus der Ferne_
wo bin ich ? leichte Desorientierung, die Stimmen werden klarer, Gesichter deutlicher, die Umgebung nimmt wieder Formen an.

Du bist wieder aufgewacht, alles vorbei, was sagt die Uhr? 22.​00 Uhr. Doch ein schönes Stück Arbeit für das Team im OP. Die Gedanken müssen zuerst sortiert werden. Ich werde für die Nacht vorbereitet. Jetzt bin ich der perfekt verkabelte Mensch. Die am Morgen noch fremd wahrgenommenen technischen Hilfsmittel sind jetzt mit mir verbunden und geben entsprechende Signale von sich. Vor mir hängt ein Taster zur Betätigung der Schmerzpumpe. Ich kann mir im Falle eines Falles selbst helfen. Brauchen tue ich das Hilfsmittel in der kommenden Nacht allerdings nicht. Ohne ein echtes Zeitgefühl bringe ich die Nacht hinter mich. Am nächsten Morgen sortiert man sich zunächst wieder neu. Man realisiert, dass offensichtlich alles geklappt hat und bekommt die entsprechende Bestätigung durch das Pflegepersonal. Routiniert erfolgt von dieser Seite die Versorgung meiner Person. So, jetzt also arbeitet das mir geschenkte Organ in meinem Inneren. Einerseits überglücklich denke ich andererseits daran, dass für dieses Geschenk jemand anderes vorzeitig die Lebensbühne verlassen musste.​.​.
Ich hoffe, dass das neue Organ mir recht lange neue Freiheiten beschert auf die ich lange Zeit verzichten musste.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren